Dienstag, 16. Juli 2019
!6.Juli 2019
Im Best Western gab es eine Bar. Dort traf ich neben der äußerst interessierten Hotelbesatzung einen "native american", auf Deutsch einen Indianer. Wir hatten eine angenehme Zeit miteinander und er gab mir einige Tips für meine Tour. Sein Stamm, die Rosebud-Sioux lebt in Montana in einer Reservation, durch die meine geplante Fahrt führt. Er nannte mir den Namen des Häuptlings dort und versprach, dass ich dort kostenlos medizinisch behandelt würde. Ich musste sofort an den Wolfstänzer denken.

Heute morgen dann wieder zeitig los, denn es stand ja die bisher längste Tagestour an. Nach wenigen Kilometern erreichte ich Garden City und mir wurde schlagartig bewusst, warum diese Stadt "Mutter der Tornados" heißt. Schaut euch dieses Bild an, mir ist immer noch übel.



Von diesen Formationen gab es gleich drei und zwischen ihnen ging es bei heftigem Regen hindurch. Es hagelte so mächtig, dass ich mich hinter der voll hochgestellten Scheibe verkroch und mir ausmalte, was ich im Fall eines Tornados machen wollte. Die Lösung, den nächsten Bauernhof anzufahren und dort Schutz zu suchen, beruhigte mich dann doch. Moppedfahren in USA ist nix für Bangbüchsige!
Hinter Garden City lösten sich die Wolken schnell auf und machte der angekündigten Tagesrekordhitze von 102 Grad Fahrenheit Platz. Das sind nur 39 Grad Celsius.

Dann überholte mich unterwegs ein mexikanisches Auto, obwohl ich schon mit 115 Kmh (10 Kmh zu schnell) auf der Route 50 fuhr. Der Abstand vergrößerte sich danach zusehends. Als er ungefähr 500m betrug, scherte kurz vor mir der Sheriff aus einem Busch und schaltete sofort die Sirene an. Da er aber vor mir fuhr und mich auch nicht zum Anhalten bringen wollte, fuhr ich mit angemessener Geschwindigkeit hinterher. Er hatte es auf den Mexikaner abgesehen, den er dann kurz danach auch stellte. Denkt euch, was ihr wollt.

50 km vor dem Tagesziel Pueblo tauchten die Rockies in voller Breite am Horizont auf. Ich suchte mir einen Weg, der zu einem Bauernhof führte, denn dort ist ja nicht Highway und man darf anhalten. Ich nahm mein Smartphone aus der Jacke und wollte fotografieren - Akku leer! Das schöne Foto kann ich leider nicht liefern! Ich freue mich, dass ich tatsächlich - wie geplant - die Great Plains in 3 Tagen durchfahren konnte. Von mir aus kann man diesen Harley-Davidson-Teil ruhig aus Amerika herausschneiden! Den braucht eh nur Monsanto.

Angekommen bin ich in Pueblo, einer Stadt mit etwa 60.000 Einwohnern. Sie kommt einem aber größer vor.

Angekommen bin in der nächsten Zeitzone Mountain Time. Jetzt schon acht Stunden von euch entfernt. Angekommen bin ich auch in Colorado, dem Staat der Haribo gehört. Es ist nun schon der 11. Bundesstaat meiner Tour. Wer kann alle aufzählen? Was? Keiner!
Das üben wir nochmal und gehen alle Tagebucheinträge durch. Hausaufgabe für morgen.

Jürgen fragt, wie denn das mit dem Tanken gehe. Mein lieber Jürgen, da mache ich mir nicht so viele Gedanken. Ich fahre einfach los und mein Navi sagt mir dann, wie weit es bis zur nächsten Tanke ist. In Kansas war das schon mal eng, da ging die gelbe Tankleuchte an. Aber ich hätte ja schon vorher tanken können, denn Tankstellen gibt es eigentlich in jedem Dorf (anders als bei uns). Waran erkennt man, dass man in einem Dorf ist? Dort gibt es eine "Dollar General", einen Supermarkt. Wo keiner ist, sind nur Einzelhäuser. Und Dollar General ist deutlich größer als Tante Emma!

Heute gefahren: 455 km
Tachostand: 104572

10000 km von New York nach Los Angeles

Wundervolle Landschaften ohne Sehenswürdigkeiten, nur 2 Großstädte (Seattle und San Francisco) und hoffentliche viele nette US-Bürger. Das ist die Aufgabe. Und so sieht die Strecke aus: