Donnerstag, 25. Juli 2019
24.Juli 2019
Nachdem ich gestern den heutigen Tag vorbereitet hatte, setzte ich mich nach draußen in die Sonne. Dort traf ich Fred, einen Universitätsprofessor aus Michigan, der mich auf mein Motorrad ansprach. Wir führten ein langes Gespräch mit dem Ergebnis, dass er und ich zusammen mit seiner Frau Ann gemeinsam zum Essen ins Dorf gehen wollten. Bei großes Hitze gingen wir dann los. Am anderen Ende des Dorfes gab es ein kleines Lokal, das Fred schon kannte. Es stellte sich heraus, dass es sich, völlig unerwartet in diesem kleinen Ort, um ein Feinschmeckerlokal handelte. Die Einheimischen kannten und besuchten es nicht, weil sie es für zu teuer hielten. Für unsere Verhältnisse kann ich es nicht für teuer halten, ein Hauptgericht kostete zwischen 12 und 25 $. Alles war vom Feinsten von der Besitzerin selbst gekocht und angerichtet. Ich wählte Bandnudeln mit Muscheln uns Shrimps. Zur Vorspeise gab es eine sehr feine Tomatensuppe, dann grünen Salat. Das Beste: Weihenstefan Weizenbier in original deutschen Flaschen!






Wie selbstverständlich luden Ann und Fred mich als Gast ihres Landes ein. Nochmals vielen Dank! Die beiden gehören jetzt zu den amerikanischen Lesern dieses Blogs.

Durch die weitere Stunde, die mir durch die Zeitzone geschenkt wurde, bin ich schon um 7 Uhr losgefahren.
In der Nacht hatte es geregnet, es stürmte heftig und sehr böig, zudem war es richtig kalt. Das merkte ich doch sehr schnell, als ich dieses Foto vom See, in den unser großer Fluss mündete, schoss.



Pullover das erste Mal angezogen, Hosenbeine geschlossen, Windkragen umgelegt und Handschuhe angezogen, waren die Sofortmaßnahmen. Das Fahren war äußerst unangenehm, denn der Sturm kam aus Süden und ich fuhr nach Westen - Seitenwind mit starkem Kaliber! Bei jeder Böe und bei jedem LKW war das ein ordentliches Geschaukele. Die Straße führte hinter Spokane, der ehemaligen Partnerstadt von Lübeck und etwa auch so groß, geradeaus durch eine der vielgescholtenen Hochebenen.
Eigentlich wollte ich die Route 2 nur bis Wilbur fahren, traf dort aber schon um 11 Uhr ein. Die bisherigen 280 km waren mir noch zu kurz und daher fuhr ich weiter.

Aus der wüsten Hochebene ging es einen Pass hinunter und ich traute meinen Augen nicht: überall Obstplantagen. Deshalb nennt sich die Stadt Wenatchee auch kleinlaut "World Capital of Fruit". Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen und Äpfel - riesengroße Plantagen. War es vorher noch kalt und stürmisch - hier ist es windstill und sehr heiß.

Gefahrene Pässe: 1
Heute gefahren: 433 km
Tachostand: 107434 km

Angekommen bin ich auch im 16. Bundesstaat Washington. Morgen bin ich schon in Seattle!

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Mittwoch, 24. Juli 2019
23.Juli 2019
Montana bot mir heute das Beste von Allem. Ohne Frühstück fuhr ich schon um 7:30 Uhr los. Im Schatten war es noch richtig kalt. Doch die Sonne tat ihr Bestes und Schatten war selten. Schon bald waren die anvisierten 28 Grad erreicht. Zunächst war die Stadt Missoula auf der Route. Aber schon nach 40 km lag die Stadt hinter mir. Sie ist gekennzeichnet durch 5 Täler in deren Mündung Missoula liegt. Eines davon ist das Paradise-Valley, das seinen Namen völlig zu Recht trägt. Auch ein Ort gleichen Namens liegt im Tal, die ersten Bewohner und Namensgeber müssen wohl sehr zufrieden mit ihrem Ankunftsziel|gewesen sein. in dieses Tal fuhr ich nun und schnell zeigte sich, dass die Grundvoraussetzungen für einen perfekten Tag erfüllt waren. Ein eher enges Tal mit einer panoramaartigen Landstraße, kurvig aber schnell zu fahren. Ein Fluss, dem die Straße folgt. Dazu das bereits beschriebene Wetter.

Der Fluss fiel mir gleich auf. Er war nicht nur sehr breit und tiefblau, sondern er floss ruhig vor sich hin mit nur wenigen Stromschnellen.



Auch interessante Felsformationen gab es zu sehen.



Zum Ende hin breitet er sich schon fast seeartig aus, um dann hier in Clark Fork in einem großen Delta in den See zu münden. Scharfsinniges könnt ihr daraus ableiten, das es sich um einen natürlichen See handelt.



Angekommen bin ich in einer sehr schönen Lodge mit günstigem Preis, die ich gestern schon telefonisch gebucht hatte. Das Zimmer sieht schon sehr schön und leicht verwackelt aus.



Clark Fork liegt im äußersten Norden von Idaho, da war ich übrigens schon. Dieser "Panhandle" gehört jedoch schon zur westlichen Zeitzone. Ich bin jetzt demnach schon neun Stunden von euch entfernt.
Zudem habe ich die Marke von 7000 km überschritten. Ziemlich exakt 2500 km liegen noch vor mir! Der Titel der Startseite ist also etwas untertrieben. Da ich 6600 km in drei Wochen gefahren bin, liegt mein Schnitt pro Woche bei 2200 km. Für die restlichen Kilometer brauche ich also eine Woche und einen Tag. Demnach müsste ich am 31.Juli am Ziel sein.

Gefahrene Pässe: heute keiner
Heute gefahren: 347 km
Tachostand: 107001 km

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Dienstag, 23. Juli 2019
22.Juli 2019
Ein spannender Tag mit ungewöhnlichen Erlebnissen!

Zunächst ging das so los:



"Bilder von geraden Straßen hatten wir schon!", werdet ihr sagen, aber diese war besonders gerade. Nachdem ich Rexburg verlassen hatte, begann gleich hinter dem Ortausgang diese Straße. Die ersten 100 km waren nur gerade, ohne jede Kurve. Danach ging es weiter gerade bergauf und zwar ganz schön steil! Nach weiteren 30 km plötzlich das Schild "Summit of Gilmore Pass" und eine Höhenangabe 4950 ft. Ich war von den Socken. Mein erster Pass bei dem ich ohne jede Kurve auf 1800 m Höhe gefahren war! Jetzt kommt der Hammer: es ging genauso gerade die nächsten 20 km auch wieder herunter. Der erste Pass des Tages. Mit dem großen Lineal gezogen. Dann, nach 150 km wurde es "etwas" kurviger, doch die Straße zog sich endlos hin bis nach Salmon. Ich überlasse es jedem von euch selbst zu entscheiden, ob ihr diese Erfahrung auch hättet machen wollen.

Aber bloß keine Unachtsamkeit! Hinter einer Kurve 4 - 5 Rinder auf der Straße. Vollbremsung und dann im zweiten Gang mit vollem Horn auf die Rinder zu, dazu das Cowboy-typische "Yippie" so laut ich konnte. Aber das blöde Vieh konnte sich nicht entscheiden, gemeinsam in eine Richtung zu fliehen, sondern verharrte lange mitten auf der Straße. Erst im letzten Moment stoben sie auseinander. Seit Kansas habe ich als Rinder übrigens nur noch Angusrinder gesehen. Das ist noch nicht lange so, denn erst vor ein paar Jahren wurden die Longhorns gegen Angus ausgetauscht, nachdem die Bauer schnell gelernt hatten, dass die Angusrinder zwar wesentlich kleiner sind, aber der Stückpreis und die Fleischqualität wesentlich höher sind. Wozu Weiterbildung in Argentinien so alles nützt.

Auf ein Wort. Ich selber hatte auch völlig falsche Vorstellungen von den Rockies. Ich dachte an die Alpen oder an die Anden, beides Bergketten mit engen gewundenen Tälern. Die Rockies sind da völlig anders. Es gibt 4 - 5 Bergkettenbänder und dazwischen riesige, wüstenartige Hochebenen. Die meisten davon ohne landwirtschaftliche Nutzung. Dort, wo viel Wasser ist, wird Gras und Klee angebaut und in großem Maßstab verkauft. Das Heu ist aber nicht gelb, sondern sehr grün. Enge Täler gibt es nur wenige.

Hinter Salmon ging es dann in so ein enges Tal. Ich war auf meiner Lieblingsstraße, der Route 93 angekommen und wurde sofort mit vielen Kurven und engen Tälern belohnt. Hinein führte ein kurzer, aber sehr schön zu fahrender Pass, hinaus der Sula-Pass, ein steiler, sehr langer Pass mit sehr engen Kurven und Kehren. Da war er wieder, der Drachenschwanz!
Aber die Freude währte nur für die erste Hälfte. Abwärts war der ganze Pass eine riesige Baustelle.
Die Fahrzeuge wurden in Gruppen mit einem Lotsenfahrzeug versehen auf die Reise geschickt. Immer mit 10 Fahrzeugen in einem Trupp. Unterwegs begeneten uns Baufahrzeuge, die den Teer vor Ort brachten auf unserer Spur (die ständig wechselte). Dann kamen uns auch wieder Trupps von Fahrzeugen entgegen, die bergwärts fuhren. Für Autos alles kein Problem. Aber die Straße war auf der kompletten Länge abgefräst, was es für Motorräder sehr schwer macht, die Richtung zu halten. Ständig wirst du in die nächste Frässpur getrieben, das ganze Motorrad ist in der Länge extrem instabil, die Sturzgefahr hoch. Und du musst Anschluss an den Piloten halten, darfst die Gruppe nicht teilen. Ich war froh, als wir unten waren!

Dann öffnete sich das enge Tal wieder, wir folgten einem Bach. Alle gefühlt 100m ein Schild mit "Game crossing". Das sind keine Spielzeugkreuzungen, sondern die amerikanische Bezeichnung für Wildwechsel. Abwechselnd mit dem Schild "Beware of deer!" oder dem Schild mit der gleichen Bedeutung, das einen springenden Hirschen auf einer gelben Pastille zeigt. Internationale Kennzeichen sind Fehlanzeige in den USA! Und tatsächlich: kurz vor Hamilton erlaubt die Straße 70 Meilen. So schnell fährst du bei uns nur auf der Autobahn. Wir fahren als Kolonne. Plötzlich sehe ich am rechten Fahrbahnrand ein kleines Hirschrudel. Ich steige voll in die Eisen, doch der Fahrer hinter mir hatte meine Bremsung verpennt und rauschte auf mich zu. Ich betätigte mein extrem lautes Horn (fragt nach bei Inge) und gab Vollgas, musste aber gleichzeitig an den ganz rechten Fahrbahnrand. Ich hatte in Allem Glück! Der Pickup hinter mir konnte rechtzeitig bremsen und das Hirschrudel sprang ins Gebüsch zurück.

Angekommen bin ich - wie geplant - in Hamilton in Montana, dem 15. Bundesstaat. Drei weitere fehlen nur noch! Die 3. Woche geht heute zu Ende. Vor einer Woche war ich noch in Dodge City.

Gefahrene Pässe: 3 (mit dem Gilmore-Pass)
Heute gefahren: 430 km
Tachostand 106654

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Sonntag, 21. Juli 2019
21.Juli 2019
Gestern, nachdem ich den Blog geschrieben hatte, habe ich noch 2 1/2 Stunden gebraucht , um den heutigen Tag vorzubereiten. Entweder waren die Orte mit Hotels viel zu weit weg oder in unmittelbarer Nähe zum Yellowstone-Park. Dann kostet das günstigste Hotel mal eben 290 $. Da ich ursprünglich den Yellowstone auch überhaupt nicht durchfahren wollte, war die Entscheidung am Ende doch nicht so schwer, einen kurzen westlichen Schlenker heute machen, um dann morgen auf der ursprünglich geplanten Strecke nach Hamilton kurz vor Missoula zu fahren.

Der kurze westliche Schlenker führte nach Rexburg, wo ich nach nur 3 Stunden Fahrt ankam. Da es heute morgen in Pinedale aufgrund seiner sehr hohen Lage nur 8 Grad warm (oder kalt) war, bin ich eine Stunde später losgefahren. Je näher ich dem Park kam, umso dichter wurde der Verkehr. Am Teton-Pass war das dann schon Auto an Auto und ich war extrem froh, nicht weiter durch den Park fahren zu müssen. Am Wochende tut das wohl ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung.

Ein - wenn auch nicht unbedingt typisches . Bild habe ich vom Yellowstone mitgebracht



Gefahrene Pässe: 1
Heute gefahren: doch noch 260 km
Tachostand: 106234

Jetzt bin ich in Idaho, dem 14. Bundesstaat der Tour.

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Sonntag, 21. Juli 2019
20.Juli 2019
Mit frisch gewaschenem Mopped starte ich den Morgen. Das war aber auch nötig, denn die Wüste lebt! Während sonst kaum ein Insekt den Weg auf die Kiste findet, waren in der Wüste Milliarden sehr kleiner Mücken unterwegs, von denen ich gefühlt die meisten mitgenommen hatte.



Los ging es gleich mit einem langen Pass. Er führte raus aus Kreta ins Grüne. Ich habe das jetzt schon mehrere Male erlebt, dass je höher ich komme, desto grüner wird es. Passhöhe 1600 m. Nun führte die Straße ein gutes Stück durch Wald, bis ich feststellte, dass ich nur noch von Pickups mit Bootstrailern umzingelt war. Diese schöne Brücke führt über den Cedar Lake, einem großen Stausee mit mächtigem Damm. Den konnte ich aber nicht fotografieren, da keine Möglichkeit zum Anhalten vorhanden war.



Wenn es hier Bäume gibt, dann sind das meist Zedern, heute waren aber auch Birken dabei, die wie Plastikbäume aussehen.
Kurz hinter dem See wieder ein Szenenwechsel. Die griechische Insel hatte mich wieder! Der Rest der Strecke mit noch fast 200 km verlief über eine Hochebene in Steppenform und nur einer Ortschaft namens Rock Springs. Da entspringen wohl die Felsen.

Gestern bei der Vorbereitung war mir dieser Umstand schon aufgefallen, aber die beiden Alternativrouten waren entweder zu weit im Ostern durch die Silverstone-Rockies oder zu weit im Westen am Bearlake entlang. Manchmal zieht man halt die A-Karte. Da muss man durch.

Noch ein Worte zur Fauna. Tiere außer Vögel sehe ich keine mehr, obwohl ständig Schilder vor Elchen (!) warnen. Auf der Straße sind es meist 2 Tierarten, die nicht überleben: Stinktiere und Stachelschweine.

Noch ein Wort zu den amerikanischen Straßen. Obwohl es hier ständig sehr heiß ist (heute war mit angenehmen 25 Grad der erste Tag unter 30 Grad!), sieht man keine Spurrillen, dafür aber viele Reparaturtrupps, die die Straße in Ordnung halten. Die Qualität ähnelt deutschen Bundesstraßen.

Heute habe ich die 6000 km Marke erreicht. Das sind jetzt etwa zwei Drittel der Tour. Der Hintern macht keine Anzeichen von Schwäche - im Gegenteil. Mit zunehmender Strecke sitze ich ruhiger im Sattel. Hier seht ihr, dass ich noch lebe:



Angekommen bin ich in Pinedale, einem 3000-Einwohner-Ort, der als Eingangstor in den Yellowstone_Park gilt. Daher sind die Hotelpreise mal wieder etwas höher. Seit 200 km bin ich in Wyoming, dem 13. Bundesstaat meiner Tour.

Gefahrene Pässe: 1
Heute gefahren: 373 km
Tachostand: 105974 km

Hier ist wieder eine Brauerei fußläufig erreichbar. Eingefuchst bin ich bereits auf ein doppeltgehopftes IPA, das ist eine Bierart aus Kalifornien.

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Freitag, 19. Juli 2019
19. Juli 2019
Hier auf der Karte kann man die ganze Strecke von heute sehen:



Im Süden Green River noch mitten in der Wüste und im Norden Vernal, der heutige Zielpunkt. Zum Glück war die Wüste dann doch schon nach 50 km in Wellington vorbei und die Landschaft war wieder kretisch: große Ebenen und hinten der schneebedeckte Psiloritis. Das Ganze hat nur andere Namen. In Helper (mother´s little) teilte sich die Straße und die 191 ging in einen steilen Pass über. Mitten auf der Passstraße kommt mir ein Polizeiwagen entgegen und hält direkt neben mir. Der Polizist erzählt mir, dass ich sofort den bebauten Teil der Straße verlassen müsse. Es käme ein Schwertransporter so breit wie die Straße. Danach könne ich weiterfahren. Dann kam der Konvoi und hatte einen riesigen Trafo geladen, der auf jeder Seite 2 m überstand.Bestimmt 5 Polizeiwagen rundherum. Da ja jetzt alle Polizisten weit und breit im Einsatz waren, konnte ich es mal richtig krachen lassen! Auf der Passhöhe sah es so aus:



Dann ging es lange, lange bergab. Unten angekommen begann ein großes Indianerreservat (alles, was in der Karte grau ist). Die Armut und Hoffnungslosigkeit der Menschen dort war mehr als sichtbar. Kaum feste Häuser, meist Rolling Homes, viel Müll und Schrott.

Kurz vor meinem heutigen Ziel gab es dann diesen Ausblick:



Gefahrene Pässe: 1
Heute gefahren: 275 km
Tachostand: 105601

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Freitag, 19. Juli 2019
18.Juli 2019
Manchmal hat man wirklich Glück. Gestern Abend lief ich zur nahe gelegenen Brauerei. Nur Mittwochs gibt es dort das offene Mikrofon. Jeder, der will, kann dort nach Anmeldung auf die Bühne gehen. Zuerst sind das immer die Lokalmatadoren, später dann auch dort nicht bekannte. Das Ganze endet um 10 Uhr und findet draußen im Biergarten statt. Zuerst spielte Brat, der auch die Technik managt. Er spielte feinsten Bluesrock mit seiner Gitarre und benutzte seinen Mund außer zum Singen auch für die Erzeugung verschiedenster Töne, z.B. als Trompete (klang sehr original!). Nach seinem Auftritt kamen wir ins Gespräch. Als er meine Geschichte hörte, ließ er sofort die Chefin kommen, die mir als Gastgeschenk eine Aludose mit einem Liter Inhalt ihrer Brauerei überreichte. Dann kam auch noch ihr Mann, mit dem ich über die Touretappe für den heutigen Tag sprach. Er wollte mich noch weiter südlich über Durango nach Moab schicken, fand aber auch meine Touridee sehr gut. Brat hatte inzwischen am Mikrofon verkündet, dass ein seltener Gast im Hause sei und sofort kamen Gäste zu mir, um mit mir deutsch zu sprechen. So z.B. Anne von der Post (ihr echter Name), die von ihrem Neffen in Cuxhaven berichtet, der dort das Gasthaus Zur Post betreibt. Noch nach 10 Uhr saßen die "Deutschen" mit mir im Biergarten.

Heute bin ich dann etwas früher aufgestanden, denn es sollte ja in die Wüste gehen. Zunächst gab es jedoch schon kurz hinter Montrose einen märchenhaften Ausblick:



Die schneebedeckten Berge im Hintergrund waren das erste Ziel. Steil ging es einen Pass hinauf und oben war es um 8 Uhr so kalt, dass ich die Handschuhe anzog. Dann ging den Pass hinunter über mehr als 30 Kilometer durch grünen Zedernwald. Doch so langsam wurde es zuerst wieder kretisch, als ich die Grenze zu Utah überquerte, stellt die Vegetation ihre Arbeit ein. Ich war in der Wüste angekommen und mich beschlich ein schlechtes Gefühl. Ob nun Graswüste wie in Kansas oder Sandwüste wie in Utah, die Straße ging schnurgeradeaus. Das änderte sich, als der nächste Pass anstand, der die kahlen Sandsteinberge überwand. Da war dann auch schon mal eine Kurve für den zweiten Gang dabei, die ohne jede Leitplanke geradeaus direkt 300 m Freifall bedeutet hätte. Gut, dass das Navi schon vorher anzeigt, welchen Verlauf die Straße nimmt!
Jetzt war ich schon kurz vor Moab und die Wüste wurde rot.



Ganz Moab ist von solchen Felsformationen umgeben, die mehrere hundert Meter senkrecht in den Himmel steigen. der berühmte Felsbogen von Moab ist die große Sehenswürdigkeit der Gegend. Als ich sah, wie sich die Autokarawane langsam die Straße hochbewegte verzichtete ich auf das Erlebnis, das man viel schöner hier betrachten kann.



Ich bin ja eh kein Freund von Sehenswürdigkeiten.
In Moab wollte ich eigentlich im Motel 6 übernachten, aber als ich den Preis von 99 $ hörte, fuhr ich lieber gleich weiter nach Green River. Hier bin ich nach weiteren 80 km auch im Motel 6, aber für 50 $.
Dafür musste ich die Interstate 70 ein Stück fahren. Hier darf man 80 Meilen schnell fahren, das sind 130 Kmh. Fast wie in Deutschland!

Gefahrene Pässe: 4
Heute gefahren: 349 km
Tachostand: 105326 km

Jetzt habe ich schon deutlich über 5000 km hinter mir und suche mir jetzt einen schnellen Weg raus aus der Wüste! Wahrscheinlich werde ich einfach die Route 191 weiterfahren. Schon in 50 km gibt es wieder Wald.

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Donnerstag, 18. Juli 2019
17. Juli 2019
Die Vorbereitung am Vortag nach dem Verfassen des Tagebucheintrages im Blog wird wichtiger. Gestern habe ich entschieden, die südlichere Route über Durango nach Moab nicht zu wählen, sondern mich für die nördlichere Variante über Montrose zu entscheiden. Auf der südlichen Route waren alle Hotels schlicht doppelt so teuer, der niedrigste Preis fing bei 160 $ an. Das muss nicht sein. Die Routenwahl hängt auch schlicht von der Verfügbarkeit von Hotels ab. Hier gibt es noch viele, aber weiter im Norden wird es dünner.

Ich bin euch noch ein Foto von gerstern schuldig, das ich heute Morgen nachgeholt habe. Den Panoramablick von Pueblo auf die Rockies. Hier ist er!



Die Landschaft westlich von Pueblo änderte sich schnell. Nicht jedoch die Straße - es ist immer noch die Route 50. Kaum war ich auf ihr eine halbe Stunde unterwegs, dachte ich, ich wäre auf Kreta. Kleinste Büsche auf sandiger Erde:



Die Straße führte über 100 km entlang eines Flusses der aber Texas Creek hieß. Überall wurden Schlauchboote zum Raften ins Wasser gelassen, eine ganze Schulklasse hatte die eigenen Schlauchboote auf einem Anhänger des gelben Schulbusses.



Die Straße wurde immer enger und kurvenreicher. Dann stand der hinter dem Ort Salida der Monarch-Pass an. Der erste Pass in den Rockies! Es ging so hoch, dass ich schon auf halbem Weg meine Motorradjacke fest verschloss. Die Straße war dreispurig - immer zwei Bahnen bergauf.
Dann ein langer See mit einer beeindruckenden Felswand:



In der Ortschaft Cimarron hielt ich zum Tanken. Plötzlich spricht mich ein junger Mann in reinstem Schwäbisch an. Wir haben uns lange über unsere Pläne ausgetauscht, bis das erste Auto uns hupend daran erinnerte , die Tanksäule freizumachen.
Die letzten drei Tage war ich der einzige Biker. Heute waren es hunderte. Wir stellten die Böcke an die Seite und es begann ein langes Schnattern an der Tanke über die Schönheit der Rockies und die tolle Route 50.
Ich bin erst nach 45 Minuten weiter gefahren.

Von Cimarron geht es ewig bergab in ein großes Tal, in dessen Zentrum Montrose liegt - mein heutiges Ziel.
Leute, es macht wieder Spaß zu biken!

Heute gefahren: 385 km
Tachostand: 104957
Morgen fällt die 5000 km Marke!

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Dienstag, 16. Juli 2019
!6.Juli 2019
Im Best Western gab es eine Bar. Dort traf ich neben der äußerst interessierten Hotelbesatzung einen "native american", auf Deutsch einen Indianer. Wir hatten eine angenehme Zeit miteinander und er gab mir einige Tips für meine Tour. Sein Stamm, die Rosebud-Sioux lebt in Montana in einer Reservation, durch die meine geplante Fahrt führt. Er nannte mir den Namen des Häuptlings dort und versprach, dass ich dort kostenlos medizinisch behandelt würde. Ich musste sofort an den Wolfstänzer denken.

Heute morgen dann wieder zeitig los, denn es stand ja die bisher längste Tagestour an. Nach wenigen Kilometern erreichte ich Garden City und mir wurde schlagartig bewusst, warum diese Stadt "Mutter der Tornados" heißt. Schaut euch dieses Bild an, mir ist immer noch übel.



Von diesen Formationen gab es gleich drei und zwischen ihnen ging es bei heftigem Regen hindurch. Es hagelte so mächtig, dass ich mich hinter der voll hochgestellten Scheibe verkroch und mir ausmalte, was ich im Fall eines Tornados machen wollte. Die Lösung, den nächsten Bauernhof anzufahren und dort Schutz zu suchen, beruhigte mich dann doch. Moppedfahren in USA ist nix für Bangbüchsige!
Hinter Garden City lösten sich die Wolken schnell auf und machte der angekündigten Tagesrekordhitze von 102 Grad Fahrenheit Platz. Das sind nur 39 Grad Celsius.

Dann überholte mich unterwegs ein mexikanisches Auto, obwohl ich schon mit 115 Kmh (10 Kmh zu schnell) auf der Route 50 fuhr. Der Abstand vergrößerte sich danach zusehends. Als er ungefähr 500m betrug, scherte kurz vor mir der Sheriff aus einem Busch und schaltete sofort die Sirene an. Da er aber vor mir fuhr und mich auch nicht zum Anhalten bringen wollte, fuhr ich mit angemessener Geschwindigkeit hinterher. Er hatte es auf den Mexikaner abgesehen, den er dann kurz danach auch stellte. Denkt euch, was ihr wollt.

50 km vor dem Tagesziel Pueblo tauchten die Rockies in voller Breite am Horizont auf. Ich suchte mir einen Weg, der zu einem Bauernhof führte, denn dort ist ja nicht Highway und man darf anhalten. Ich nahm mein Smartphone aus der Jacke und wollte fotografieren - Akku leer! Das schöne Foto kann ich leider nicht liefern! Ich freue mich, dass ich tatsächlich - wie geplant - die Great Plains in 3 Tagen durchfahren konnte. Von mir aus kann man diesen Harley-Davidson-Teil ruhig aus Amerika herausschneiden! Den braucht eh nur Monsanto.

Angekommen bin ich in Pueblo, einer Stadt mit etwa 60.000 Einwohnern. Sie kommt einem aber größer vor.

Angekommen bin in der nächsten Zeitzone Mountain Time. Jetzt schon acht Stunden von euch entfernt. Angekommen bin ich auch in Colorado, dem Staat der Haribo gehört. Es ist nun schon der 11. Bundesstaat meiner Tour. Wer kann alle aufzählen? Was? Keiner!
Das üben wir nochmal und gehen alle Tagebucheinträge durch. Hausaufgabe für morgen.

Jürgen fragt, wie denn das mit dem Tanken gehe. Mein lieber Jürgen, da mache ich mir nicht so viele Gedanken. Ich fahre einfach los und mein Navi sagt mir dann, wie weit es bis zur nächsten Tanke ist. In Kansas war das schon mal eng, da ging die gelbe Tankleuchte an. Aber ich hätte ja schon vorher tanken können, denn Tankstellen gibt es eigentlich in jedem Dorf (anders als bei uns). Waran erkennt man, dass man in einem Dorf ist? Dort gibt es eine "Dollar General", einen Supermarkt. Wo keiner ist, sind nur Einzelhäuser. Und Dollar General ist deutlich größer als Tante Emma!

Heute gefahren: 455 km
Tachostand: 104572

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Montag, 15. Juli 2019
15. Juli 2019
Zwei Wochen in den USA sind vorbei. Gefahren bin 4130 km in diesen zwei Wochen. Das ist deutlich mehr als geplant. Und morgen werde ich schon die Rockies erreichen können.

Heute fuhr ich noch früher als sonst los, denn es gab kein Frühstück. Zunächst Richtung Wichita, das ich für Airbus dreimal besuchen durfte. Ich fuhr durch den Norden der Stadt, immer auf der Route 50 Richtung Dodge City, der berühmten Westernstadt.

Unterwegs gab es Frühstück bei Joan´s Cafe. Ein ländliches Frühstück für 4 $, wie ich es noch nie gegessen habe. So mächtig, dass es für den ganzen Tag reichen wird (nöö, heute Abend gehen zum Barbeque um die Ecke).

Plötzlich bin ich miiten in der Marsch. Um mich herum ein rieiger Windpark, der 30 km vor der Stadt begann und erst kurz vorher endete. Auf jeder Seite der Straße etwa 10 Reihen von Windmühlen, alle vom gleichen Typ, der aber komischerweise nirgends eine Marke erkennen ließ. Seitlicher Abstand zwischen den Mühlen etwa 200 m. Für Schnellrechner sind das auf jedem Kilometer etwa 100 Windmühlen mal 25 Kilometer - also mindestens 1000 Windmühlen, die zu einem einzigen Windpark gehörten. That´s Amerika!



Ich bin natürlich zunächst mit dem Motorrad in den "historical district" gefahren. Doch außer einer Wyatt Earp Avenue war da nichts mehr historisch. Die Gebäude waren zwar alle etwa 100 Jahre alt, in USA nennt man das dann "historical".

Nachdem ich die letzte Nacht für 40 € nächtigte und dafür kein schlechtes Motel vorfand bin ich heute mal im Best Western abgestiegen. Der Mann hinterm Empfangstisch wollte zunächst 130 $, dann Abschlag für "veterans" auf 110 $, als er hörte , dass ich bei der German Air Force war, 100 $. Als ich immer noch nicht zuschlug und ihm meine Geschichte "across the US with my own Bike" erzählte, ließ er mich für 80 $ einkehren. Hinterher erzählte ich ihm, dass mein Navi in Dodge City nur das Best Western kannte. Nun musste er laut lachen: "You did an excellent bargaining! (Gut verhandelt!). Tja, nun tat ihm wohl alles leid.

Heute gefahren: 346 km
Tachostand: 104117 km

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10000 km von New York nach Los Angeles

Wundervolle Landschaften ohne Sehenswürdigkeiten, nur 2 Großstädte (Seattle und San Francisco) und hoffentliche viele nette US-Bürger. Das ist die Aufgabe. Und so sieht die Strecke aus: