Sonntag, 4. August 2019
Fazit
Fünf Wochen Ausflug quer durch die USA mit dem eigenen Motorrad. Was bleibt? (Ein richtiges Fazit würde an dieser Stelle jeden Rahmen sprengen)

1. Ein gigantisches Abenteuer, das in meinem Leben nicht mehr durch ein anderes getoppt werden kann. Wie vielfältig waren die Eindrücke, die ich von dieser Reise mitnehme. Großartige Landschaften und Menschen werden für immer in Erinnerung bleiben. Die ersten Dinge sind auch schon vergessen, deshalb ist dieses Tagebuch von unschätzbarem Wert. Ich werde es als Buch abfassen, aber nicht veröffentlichen.

2. Die unvergesslichen Menschen, die einem immer gerade dann besonders intensiv helfen, wenn man es auch intensiv braucht. Ich denke vor Allem an den 4. Juli und die Tage danach, die gerade was die menschlichen Kontakte betraf herausragten. Die Amish-Familie und der Trikefahrer, die sofort anhielten und ihr Haus verließen und mit mir vor Ort alles unternahmen, um das Mopped wieder flott zu bekommen. Die Werkstätten, die für fast kein Geld mein Mopped wieder herrichteten. Die einzelnen, teilweise langen Gespräche mit Menschen an der Straße. Mit wievielen Menschen ich meine Reiseerlebnisse ausgetauscht habe, geht schnell über hundert.

3. Ihr seht also sofort, was sich an Erwartungen erfüllt hat. Welche Erwartungen haben sich NICHT erfüllt? Zunächst die Erwartungen an mein deutsches Kennzeichen. Das fiel überhaupt nur 4 Menschen aktiv auf. Ein deutsches Kennzeichen unterscheidet sich zu wenig von den hiesigen. Das holländische Bikerpaar, das ich traf, konnte da viel mehr berichten. Die haben ja auch ein gelbes Ding.

4. Was wurde übererfüllt?
Da gibt es ganz klare Antworten. Zunächst sind da die Straßen zu nennen, die ich längst nicht als so anspruchsvoll eingeschätzt hatte. Drei Vergleiche seien mir erlaubt. Gegenüber den Straßen SH ist das hier eine andere Hausnummer. Da kann zuhause nichts mithalten. Verglichen mit den deutschen Mittelgebirgen sticht insbesondere die Länge der Bikerstraßen heraus. Verglichen mit den Alpen gibt es dort die höhere Konzentration erstklassiger Straßen für Biker. Aber auch hier kommt die Größenordnung ins Spiel. Ich bin gleich vielfach Straßen mit höchstem Anspruch gefahren, die deutlich länger als 50 km waren. Das gibt es in den Alpen so nicht.

Das zweite ist die Technik. Ich hatte keinen Ausfall an keiner Stelle! Insbesondere mein Motorrad hat allerhöchste Ansprüche erfüllt, denn immerhin waren da Gewichte unterwegs, die vollgetankt über dem zulässigen Gesamtgewicht lagen. Wenn ich mit Jürgen unterwegs war, sind wir immer ohne Gepäck gefahren. Das war im zentralen Hotel. Hier in den USA bin ich immer mit vollen Gepäck gefahren. Das Fahrwerk hat das anstandslos weggesteckt.

4. Was habe ich unterschätzt?
Insgesamt war die Reise gut vorbereitet. Ich hatte an vieles gedacht, was sich nachher so auch bestätigte. Aber wie anstrengend eine solche Reise ist, hatte ich klar unterschätzt. Es sind nicht nur die Tagestouren (die wurden mit der Zeit immer länger). Es ist die Hotelsuche, die danach kommt. Nach dem Schreiben des Blogs die Vorbereitung des nächsten Tages mit der Festlegung der nächsten Etappe und der dazu passende Hotelvorauswahl. Strecke und Ziel mit Hotel muss als Roadbook für den Tankrucksack schriftlich vorbereitet werden. Das kostet viel Zeit und erst danach beginnt der "Feierabend". Du allein entscheidest alles. Manchmal hatte ich auch zu nichts mehr Lust und bin ungesättigt ins Bett gefallen. Wie wichtig waren mir die fast täglichen Gespräche mit Inge. Die kann motivieren!

Schluss mit Fazit. Heute bin ich wieder am Startpunkt meiner Reise angekommen. Morgen um 16:35 Uhr geht der Flieger nach Düsseldorf. Hier meine letzte Station in den USA 2019:

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Samstag, 3. August 2019
2.August 2019
Die Tour ist vollendet! Nach 10.548 habe ich heute um 11 Uhr den Kampfstern Galaktika bei CFR zum Rücktransport abgegeben. Viel länger hätte die Tour auch nicht sein dürfen, denn ein Teil der Ausrüstung machte jetzt schlapp. Da ist zunächst der Tankrucksack, dessen zwei Befestigungsgurte nur noch an jeweils 2 dünnen Gummiträgern hängen. Da ist das Navi, das immer häufiger mal Pause macht. Da sind die Reifen, die nach über 10.ooo km jetzt einfach aufgebraucht sind. Da ist die Motorradjacke, die nach dem Unfall begann, sich selber Luftlöcher zu verschaffen. Und da ist der Fahrer, der sich auch wieder darauf freut, heimischen Regen zu genießen. Dem die Motorradhose in den Kniekehlen hängt und der sich schon auf die Nackenmassage morgen am Flughafen freut.

Die letzten Kilometer waren noch einmal etwas Besonderes. Schon auf der 101 war der Verkehr ziemlich dicht und je mehr ich mich der Mega-City näherte, umso dichter wurde er. Aber Stop-and-go gab es nur an den Übergängen auf andere große Straßen. Es dauerte auch nie lange, bis sich das Ganze wieder aufgelöst hatte.

Es gab auch wieder großartige Momente. Den ersten, als ich mitten durch die Straßenschluchten Downtowns fuhr. Du fährst bei strahlendem Sonnenschein nur im Schatten der Wolkenkratzer. Das sind schon gigantische Dinger! Den zweiten großen Moment gab es, als ich über die neue riesige Hafenbrücke nach Long Beach fuhr. Die Köhlbrandbrücke kommt einem wie Legoland vor. "Golden Gate II" kam mir in den Kopf.

Dann Ankunft im Terminal. Ich hatte am Vorabend noch eine Umpackaktion ausprobiert, die sich jetzt bewährte. Ich wollte nämlich nicht mit der Motorradbekleidung zurückfliegen, mit der ich noch nach Newark geflogen war. Es klappte tatsächlich alles so zu verstauen, dass ich in Jeans und T-Shirt in den Flieger steigen kann. Selbst die sperrigen Stiefel habe ich im Motorrad untergebracht.

Jetzt kann die Rückreise beginnen, morgen um 12:15 Uhr geht der Flieger nach Newark. Ihr seht hier, dass ich direkt beim Flughafen abgestiegen bin.



Fare well USA!

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Freitag, 2. August 2019
1. August 2019
Kaum war ich bei leichtem Regen losgefahren, stand ich auch schon im Stau. Santa Cruz galt es zu durchqueren und die waren mit ihrer morgendlichen Rushhour noch nicht durch. Die 1 ist bis hinter Monterey Freeway. Monterey, das Begräbnis von Love and Peace durch die Rockertruppe der Stones. Die Stadt ist umgeben von vielen Weinbergen und sehr grün. Südlich von Monterey ändert sich die Vegetation schnell: jetzt bestimmen Palmen und spanische Architekturstile das Bild.
Beim ersten Tankstopp fand ich dieses schöne Exemplar eines Cafés:



Jetzt führte die 1 wieder in ihrer prächtigen Manier als kleine Küstenstraße in vielen Kurven nach Süden. Ein berühmter Punkt ist Kap Big Sur.



Was man von dort an 100 km lang sieht, ist nicht ein einziger echter Ort. Der kam erst in der Morro Bay mit dem gleichnamigen Ort mit etwa 15.000 Einwohnern.
Dort wollte ich um 11 Uhr im Restaurant eines großen amerikanischen Konzerns frühstücken. Auf dem Parkplatz traf ich den Fischer Aaron Powell mit seinem Motorrad und wir kamen schon draußen vor der Tür in ein langes Gespräch, das wir dann irgendwann drinnen fortsetzten. Es wurden fast zwei Stunden, dann fuhren wir eine halbe Stunde gemeinsam auf der 1, die jetzt wieder Freeway war, Richtung Süden. Aaron wird jetzt auch meinem Blog folgen.

Kurz vor dem heutigen Tagesziel Santa Barbara fuhr ich durch den Nationalpark Cachuma Lake und fand noch diese Aussicht:



Obwohl ich schon vor 16 Uhr in Santa Barbara war, traf ich erst um 18 Uhr im Hotel ein. Der Rest war Stau auf der 1. Ich bin gleich ein Stück weitergefahren, weil mir die Hotels in SB viel zu teuer waren. Hier in Carpenteria ist es deutlich günstiger, obwohl das hier ein reiner Badeort ist und ein sehr schöner).

Heute war also der letzte reine Fahrtag, denn morgen will ich mich nur durch LA durchschlagen. Aaron war richtig traurig, dass ich mit ihm nicht mehr auf eine Fischtour mitkommen konnte!

Heute gefahren: 501 km
Tachostand: 110334 km

Pünktlich zum Ende der Tour ist auch die Schallmauer von 10.000 Kilometern deutlich überschritten. Morgen sind es nur noch 3 Stunden Fahrt mit 200 km.

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Donnerstag, 1. August 2019
31. Juli 2019
Man muss nur fest daran glauben. Gestern schieb ich, dass Kalifornien sich ja auch mal von der schönen Seite zeigen könnte. Das tat es dann heute auch. Es war zwar noch nicht warm, aber die Sonne schien den ganzen Tag.
Man kann es den Bildern schon ansehen. Zuerst am Traumstrand von Michael Holm oder zumindest seiner Anhalterin. So sieht es dort aus:



Ein netter kleiner Strand mit einem sehr schönen Dorf drumherum. Weiter auf der Traumstraße "1", die immer mein Traum bleiben wird. Eine der schönsten Straßen, die ich je gefahren bin. Doch der Weg nach San Francisco verläuft über die 101. Dazwischen liegen die Berge und eine weitere Traumstraße erwartet mich: der Mountain View Highway ist fast 50 km lang und verlangt von einem Biker alles. Teilweise war sie jedoch auch sehr gefährlich, da man genau in der Fahrbahnmitte etwas in die Straße eingebaut hatte, das ständig mit Verwerfungen aufwartet. Wer in einer bergigen, kurvenreichen Straße schon einmal einen solchen Fahrbahnabsatz erlebt hat, wird mich verstehen können. Dann kam ich auf der 101 an, die dort schon ein Freeway war und es bis San Francisco auch blieb und zum Schluss in SF auch mal 8 Fahrspuren auf jeder Seite hatte. Dann ein Husch - ein erster Blick auf die großartige Skyline von SF. Dann eine scharfe Links- danach eine scharfe Rechtskurve und du bist auf der Golden Gate. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welch ein erhabende Gefühl es ist, über die berühmteste Brücke der Welt zu fahren. Was ich nicht wusste, auf der Südseite der Brücke kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad über die Brücke fahren, bestimmt ein noch größeres Erlebnis! Von der Golden Gate ist die Aussicht unglaublich. Nach Norden, also nach rechts ist Alcatraz zu sehen. Nach links der phantastische Blick auf SF mit seinen vielen Wolkenkratzern. Dann auf der anderen Seite der Weg durch die Vorstädte der Wohlhabenden. 20 Minuten bis man wieder aus der Stadt herausfährt. Hier ist man dann gleich auch in the middle of nowhere. Kaum Orte, wenn, dann nur ein paar Häuser. Der erste größere Ort ist Davenport und da bin ich jetzt abgekommen. Auf dem Weg gab es immer wieder kleine einsame Buchten, in denen Menschen surften, denn die Wellen waren heute schon deutlich höher, als an den vorherigen Tagen an der Küste.



Die kleinen Flecken in der Mitte sind Seevögel.

Heute gefahren: 429 km
Tachostand: 109836 km

Morgen kommt die letzte Ganztagestour nach Santa Barbara. Am Freitag fahre ich nur einmal in Norf-Süd-Richtung durch Los Angeles nach Long Beach.

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Mittwoch, 31. Juli 2019
30.Juli 2019
Gestern ist noch einiges passiert. Zunächst habe ich meine Planungen für die Rückreise abgeschlossen und alle Tickets umgebucht oder bestellt. Auch die Hotels sind gebucht. Meine Idee in einem Rutsch von der Westküste nach Düsseldorf zu kommen, habe ich dabei schnell verworfen, den dann hätte ich schon um 7 Uhr abfliegen müssen. Das muss nicht sein. Also findet der Rückflug an zwei Tagen statt: am Samstag von Los Angeles nach Newark und am Sonntag von Newark nach Düsseldorf. Dort komme ich am Montag Morgen um halb sieben an und bin dann gegen Mittag zu Hause.

Als zweites Ereignis traf ich ein holländisches Paar (Sabine und Hendrik), die mit ihrem Motorrad schon seit zwei Jahren die ganze Welt (jedoch ohne Afrika) bereisen. Jetzt stehen sie vor dem Ende der Fahrt und wollen das Motorrad von Vancouver mit dem Flugzeug nach Brüssel schicken. Da verblasst meine "kleine" Tour natürlich dagegen. Ich habe die beiden natürlich lange ausgefragt und sie würden beide noch gerne weiterfahren - das Geld geht leider aus.

Der heutiges Tag hatte es noch einmal so richtig in sich. Bei dichtem Nebel ging es los und wieder hatte ich kleidungstechnisch gut vorgesorgt. Der erste Halt kam schnell und dauerte dafür gleich eine halbe Stunde. Eine Baustelle war die Ursache. Der Bagger wollte die ganze Straße benutzen und so dauerte das ein wenig länger. Eine gute Gelegenheit mal ein Foto zu machen von Dingen an der Straßenseite, die man hier sehr häufig sieht. Meist sind es Native Americans, die diese Kunstwerke anfertigen und offensichtlich wohl auch verkaufen.



Alle paar Kilometer sieht man eine solche Art Gallery.
Bals hatte ich Eureka erreicht und wählte im Navi die letzte, dort gespeicherte, Strecke aus - von Eureka nach San Francisco. Gleich machte sich mein Navi daran, mir das nächste Abenteuer zu verschaffen. Von Eureka lotste es mich nach Kneeland und dann ging es über eine teilweise einspurige Straße fast zwei Stunden lang nach Bridgeville. Immerhin 50 km lang war diese Strecke, die höchstens im dritten Gang zu befahren war - extrem steil und kurvenreich. Dabei wollte ich heute eigentlich Kilometer machen! In Bridgeville kam ich auf der Staatsstraße 36 an, fuhr einige Kilometer in Landesinnere um dann vor einer Baustelle von Bauarbeitern zu erfahren, dass die Straße für heute gerade geschlossen worden sei. Das bedeutete, dass ich die "36" 50 km zurückfahren musste, um wieder auf 101 zu kommen. Drei Stunden auf dem Mopped für die Katz.... Schaut euch das an!



Hinter Legett teilt sich die Straße. Die Route 1 führt weiter an der Küste vorbei. Diese Straße stellte sich sogleich von ihrer besten Seite dar. Sie begann mit einem Pass, der sich über 50 km erstreckte. Da war der Drachenschwanz ein kleiner Junge und das hier eine ausgewachsene Straße vom Allerfeinsten. Dazu hatte ich Glück, das ich an der Baustelle davor der erste am Start war. Ich bin also fast die gesamte Strecke völlig allein gefahren. Bei der Abfahrt hatte ich zwei Wohnmobile kurz vor mir, die aber bei der ersten Kurve schon bereitwillig Platz machten.

Angekommen bin ich in Fort Bragg (das ist ein paar Kilometer vor Mendicino) (da wollte mal jemand unbedingt per Anhalter mitgenommen werden) bei schönem, warmen Wetter, das sich morgen gerne fortsetzen kann. Irgendwann muss sich dieses Kalifornien ja mal von seiner schönen Seite zeigen!

Heute gefahren: 498 km (die längste Tagesetappe)
Tachostand: 109407 km

Dafür ist es jetzt nicht 1 Uhr wie sonst, sondern 6 Uhr abends. Ich war also neun Stunden unterwegs.

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Dienstag, 30. Juli 2019
29.Juli 2019
Völlig durchgefroren sitze ich hier um 13 Uhr und schreibe meinen Blog. Die Heizung (!) habe ich angestellt und das erste Mal koche ich mir einen Kaffee. Immer ist eine Kaffeemaschine auf dem Zimmer, benutzt habe ich die noch nie. Aber heute kommt das gut. Dabei bin ich in Kalifornien angekommen,dem 18. und letzten Bundesstaat. Crescent City ist die erste Stadt nach der Grenze zu Oregon. Heute war der kälteste Tag meiner Reise!

Doch der Reihe nach. Erstes Ziel war Coos Bay, einer Hafenstadt, die auf die Verschiffung von Holz hier aus den Wäldern spezialisiert ist. Wie der Namensteil Bucht schon sagt, spannt sich wieder eine der großen Brücken im Einheitsbaustil der 101 über die Bucht.
Ich fotografiere die aber nicht mehr, auch wenn sie sehr beeindruckend sind. Denn sie sehen alle gleich aus.

In Bandon, der Stadt, die ich nach etwa einer Stunde erreichte, war mir schon so kalt, dass ich den Tankwart nach einem Restaurant für ein gutes Frühstück fragte. Seine Empfehlung "The Station" war eine echte. Frühstück in den USA besteht aus Eiern, mindestens einem Toast und den Hashbrowns. Das sind grob geriebene Kartoffeln. Die einzelnen Sücke sind etwa so groß wie Spätzle. Diese werden in der Pfanne goldgelb gebraten. Das schmeckt richtig gut!

So gestärkt wieder zurück auf die 101, die heute überwiegend küstenfern stattfand. Die Küste selbst ist so abwechslungsreich, dass sie sich alle 10 Meilen neu vorstellt. Hier mal etwas andere Eindrücke, denn heute war die Küste mit vielen Felsen auf dem Strand und in dessen Nähe versehen.





Diese kleinen Häfen sind sehr wichtig, denn Seafood gibt es hier überall.

Heute gefahren: 272 km
Tachostand: 108908 km

Heute geht die vierte Woche zu Ende. Zusammen mit der ersten Woche ist diese die schönste. Die 9000 km sind fast erreicht und nur noch 1000 km liegen vor mir. Am Freitag werde ich das Mopped in Long Beach abgeben und dann nach Hause fliegen. Ach ja, ich habe noch nicht berichtet, dass mein Verfrachter die Abgabe in San Francisco abgelehnt hat, da dort keine Privatpersonen mehr abgeben können. War zwar anders abgesprochen, dafür gibt es einen Nachlaß beim Rücktransport. Am Sonntag habt ihr mich dann wieder.

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Montag, 29. Juli 2019
28.Juli 2019
Die 101 ist schon eine echte Traumstraße. Ist sie nahe am Wasser, wird sie fast immer zur Passstraße. Aber sie bietet auch immer wieder die Möglichkeit anzuhalten. Führt sie durch Hinterland, geht es fast immer geradeaus. Zum überwiegenden Teil führt sie an der Küste lang und wenn man Glück hat, fährt man allein und kann sich austoben. Von oben kann keiner zuschauen, denn der Wald ist meist sehr dicht und wächst über die Straße.

Am Morgen habe ich mich nach einem Blick auf die Temperaturanzeige gleich wieder umgedreht: 10 Grad laden nicht gerade zum frühen Aufstehen ein! Also bin ich erst um 9 Uhr losgefahren. Aber nur 100 m weit. Dann sagte das Navi: "Ich bin leer!" und stellte den Dienst ein. Also zurück zum Hotel und der Zicke Strom geben. Bis voll dauert das 6 Stunden, aber 15 min reichen auch, damit das Ding wieder von der Lichtmaschine geladen werden kann. Mit dieser Verzögerung ging es dann endlich los. Erstes Ziel war Newport. Die 101 hat alle 10 Minuten eine Überraschung parat: eine der vielen Brücken. Die meisten Brücken sind in der Architektur sehr ähnlich. Die Stilart ist Art Deco d.h. die Brücken sind alle optisch sehr ansprechend. Besonders interessant wird es, wenn eine ganze Bucht überquert wird. Das war nach etwa 100 km in Newport der Fall. Vor Newport eine schöne Aussicht:



Dann über die sehr hohe Brücke von Newport.



Ich bin extra in eine Siedlung gefahren, die unterhalb der Brücke war. Weiter auf der 101. Wegen des scharfen Ostwindes war die Luft immer recht kalt, trotz wolkenlosen Himmels. Kennzeichnend für die Küste sind daher Windflüchter, wie wir sie vom Darß kennen.



Kurz vor dem Ziel in Reedsport dann wieder ein traumhafte Aussicht auf den Strand, der fast immer sehr breit ist und mit seinen hohen Wellen zum Surfen einlädt. Viele Menschen laufen am Strand, aber niemand ist im Wasser. Das ist Ende Juli noch immer viel zu kalt. Auf meine Frage nach der Wassertemperatur antwortete mir ein Taucher unter der Brücke von Newport: "So zwischen 14 und 16 Grad." Ob es noch wärmer würde? Ja, Ende August könne man gut baden. Da ist mir die Ostsee leiber!



Etwas habe ich noch für euch. Eine Art von Automobil, die es in Deutschland nicht gibt. Sie werden hier ATV genannt, was für All Terrain Verhicle steht. SUVs finden hier viele langweilig, weil sie ein Auto haben wollen, mit dem man überall hinfahren kann. ATVs gibt es in zwei Varianten. Einmal diese hier für die Familie:



Es gibt aber auch Varianten, die zweisitzig sind und reine Spaßmobile mit steifem Dach, das auch mal ein seitliches Wegrollen verträgt. Damit fährt man hier Bäche bergauf. Die sehen dann so aus:



Heute gefahren: 240 km
Tachostand: 108636

Morgen fällt die 9000 km Marke!

Am Nachmittag traf ich beim Einkaufen ein österreichisches Paar (Kathrin und Felix), die mit ihrem alten Rundhauber Amerika von Süd nach Nord (von Feuerland nach Alaska) durchquert hatten und noch keine Lust verspürten, nach Hause zu kommen.



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Sonntag, 28. Juli 2019
27.Juli 2019
Das Wort des Tages: anstrengend. Das fing schon bei der Temperatur zu Beginn des Tagestrips an. Es waren sagenhafte 12 Grad. In der Nacht hatte es ordentlich geregnet. Deshalb zog ich alles an, was ich hatte. Doch das reichte nicht, denn die ersten 100 km ging es sehr zügig Richtung Astoria. Man merke auf: nach wenigen Kilometern schaltete ich die Griffheizung an! Zwar nur in Stufe 1 (es gibt auch noch eine Stufe für den Winter), aber damit hatte ich nicht gerechnet. Kurz vor Astoria gilt es, den Combia River zu überqueren. Die Brücke über den Fluß ist so lang, dass sie nicht auf ein Bild paßt. Teil 1 von Norden



und Teil 2 von der Stadtseite aus.



Nun war ich in Oregon, dem 17. und vorletzten Bundesstaat meiner Reise.

Es folgte die Rache des kleinen Mannes. Mein Navi schickte mich in die Berge. Zunächst freute ich mich über eine der besonderen Straßen, die mein Navi mich so fahren läßt. Dann wurde aus Teer Schotter. Anzeige im Navi: nach 2,2 km links abbiegen. Das macht Mut! Doch das linke Abbiegen erfolgte auf dem Schotterweg. Ein Blick auf das Navi "Mountain Top Rd." bestärkte meine negativen Gefühle. 7,6 km zeigte es an. Ich fuhr bis Kilometer 5,6 - dann war der Weg zu Ende. Das Drehen mit der Schweren Maschine auf dem engen Weg war schon nicht einfach, ein Absteigen unmöglich. Die Konsequenz: die ganze Strecke auf Schotter über sehr steile Kurven und Senken wieder zurück! Dann fand das Navi sein Internet wieder und kehrte zu "normalem" Verhalten zurück. Jetzt folgte der schönste Teil der Strecke mit engen Kurven und auf und ab.

Dann zurück auf die 101. Immer noch war es noch kalt. Doch immer wieder gab es schöne Ausblicke auf den Pazifik:





Der Strandabschnitt, den wir auf diesem Bild sehen, hatte es dann aus der Nähe betrachtet in sich. Denn was unten passierte, kennt ihr von Touren entlang der Küstenstraße von Timmendorf nach Grömitz. Man kommt an einem Sommersamstag nicht vorwärts! So auch hier: ein Küstenort nach dem anderen und in jedem Ort Stop and go. Das macht wenig Spaß und die Kiste wird so richtig heiß, denn sie hat Luftkühlung. Nach dem fünften Ort hatte ich genug. Ich begann die Hotels anzufahren, die ausgeschildert waren. Doch der nächste Frust: die ersten sechs Hotels, die ich anfuhr, waren um 1 Uhr schon ausgebucht! Das siebte war dann ein besonders schönes.

So bin ich in Tillamook angekommen und 100 km weniger gefahren als ich heute eigentlich kommen wollte. Dafür aber viel Schotter gefahren - grrrr!

Heute gefahren: 251 km
Tachostand: 108396

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26. Juli 2019
Wenn ich den Blog schreibe, weiß ich wenigstens das heutige Datum. Den Wochentag weiß ich nie. Außer sonntags, da sind alle Lokale geschlossen und man kann nur bei den großen Ketten essen.

Dieser Freitag war ein sehr schöner! Einer, von dem andere träumen. Nach langer Zeit habe ich mal wieder bis 7 Uhr geschlafen. Trotzdem war ich pünktlich um 8 Uhr abfahrbereit. Das erste Ziel war Port Angeles, der Pilgerort für Walewatcher. Links auf dem Bild die Fähre nach Vancouver, rechts ein Boot das zum Walewatching ausläuft.



Eine schöne, kleine Hafenstadt mit einem sehr angenehmen Flair. Mein Navi nutzte die Gunst der Stunde und schickte mich runter auf die parallel verlaufende Route 112, die jedoch direkt am Pazifik vorbeiführt. Nicht nur eine traumhafte Landschaft, sondern auch eine herausfordernde Straße! Sie ließ mich zunächst über den hier ständigen Nebel blicken,



dann aber gings bergab hinein in den Nebel direkt bis ans Wasser. Am Strand natürlich auch Nebel. Das war gegen 9 Uhr.



Das Ganze geschah mehrfach hintereinander. Eine andere Form des Fliegens, denn nach jedem "Eintauchen" in den Nebel war die Kombi nass (natürlich auch die Straße). Eine unvergleichlich schöne Strecke.

Um 11 Uhr war ich im Nationalparl Olympic Forest angekommen. Ein Stück der Strecke führte an 5 verschiedene Strandabschnitte. Ich wählte mit Ruby Beach einen besonders schönen, denn auf dem Parkplatz gab es keinen freien Platz mehr für ein Auto! Für ein Mopped immer. Ich ging bis zu einer Aussichtsplattform



und dann bis hinunter zum Strand. Der Nebel hatte sich schon etwas gelichtet.



Nur 15 min weiter Richtung Süden und der Nebel war weg!



Weiter durch den Nationalpark, nunmehr ins Landesinnere. Wieder eine schöne Straße und ich war schnell. Kurz vor Aberdeen hörte ich eine schnurrendes Geräusch im Nacken. Ich konnte es nicht zuordnen, aber dann sah ich den Verursacher: ein Hubschrauber hatte mich verfolgt. Schiet, dachte ich, jetzt haben sie dich. Aber mein Navi hatte sofort ein Gespür für die Richtige Lösung. Nur 1 km weiter schickte es mich auf eine kleine Landstraße, die Aberdeen umging. Ob die Rennleitung vergeblich wartete?

Dann noch 30 km bis zum heutigen Tagesziel Raymond. Kurz hinter Aberdeen begann die Tankleuchte zu strahlen und mich daran zu erinnern, dass ich einen vollen Tank leergefahren hatte. Die 8000 km hatte ich da schon lange überschritten...

Heute gefahren: 372
Tachostand: 108145

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Freitag, 26. Juli 2019
25.Juli 2019
Ein phantastischer Tag!

Doch zunächst ein Nachtrag zu vorgestern Abend. Fred hat tatsächlich die Bilder gemailt und hier sind sie (ihr kanntet bisher nur den leeren Tisch). Ich werde die Bilder natürlich auch noch am richtigen Tag einfügen.


Das sind Ann und Fred.


Das ist ein anderer Gast.

Heute bin um 7 Uhr losgefahren, denn ein langer Tag stand an. Es war genauso kalt wie gestern, ich hatte mich jedoch schon vorher darauf eingestellt. Zunächst stand ein sehr schönes Stück Strecke an mit einem langen und steilen Pass. Wie ich das liebe! Da die Route 2 jedoch in den Norden von Seattle zu Boeing führt, wechselte ich für die Hälfte des kurzen Weges nach Seattle auf die Interstate 90. Die hat den unschlagbaren Vorteil, dass sie direkt am Fähranleger endet! Aber auch diese Autobahn führte durch eine sehr schöne Landschaft. Es gab auf ihr sogar einen Pass, der mit unserem Brenner vergleichbar ist. Washington wurde immer grüner und glich vor Seattle der Inntalautobahn.

Dann ging es über die erste Schwimmbrücke (Seattle hat 4 davon, s.u.) auf die Hauptinsel mit der City, die meiste Zeit davon im Tunnel. Da stört die Autobahn keinen. Am Ende das Fährterminal und für schlappe 6 $ fuhr ich auf die Fähre. Dabei werden Motorräder so geleitet, dass sie auf dem Schiff ganz vorne sind und als erste wieder herunterfahren können.

Auf der Fähre dann das grandiose Panorama der Skyline von Seattle. Hier eine kleine Auswahl von 35 Fotos, die ich geknipst habe:




Hier sieht man die Auffahrt auf das Schiff.




Die Schwesterfähre





Dann verließen wir das Schiff nach 40 min Fahrzeit in Brainsburg. Schon nach kurzer Fahrt galt es, die Insel wieder zu verlassen, was wieder über eine Schwimmbrücke erfolgte. Angekommen bin ich im Küstenort Sequim kurz vor Port Angeles, dem Hauptort der "Olympic Peninsula", also der olympischen Halbinsel. Gleichzeitig der nördlichste Punkt meiner Reise. Seit kurzem fahre ich auf der berühmten Route 101, die mich bis kurz vor San Franzisko begleiten wird.

Gefahrene Pässe: 2 (das lasse ich ab morgen wieder weg, die Rockies sind passé!)
Heute gefahren: 329 km (plus 8 km Schiffahrt)
Tachostand: 107773

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10000 km von New York nach Los Angeles

Wundervolle Landschaften ohne Sehenswürdigkeiten, nur 2 Großstädte (Seattle und San Francisco) und hoffentliche viele nette US-Bürger. Das ist die Aufgabe. Und so sieht die Strecke aus: